zur Navigation springen
Am 22. September 1985 bin ich Shiras zum ersten Mal geritten. Es war auf einem Ponyhof in der
Nähe des Ammersees. Es hat sofort "geschnackelt", wie man bei uns in Bayern sagt.
Er war ein Rotfuchs ohne Abzeichen, hatte einen wunderschönen Namen und ließ sich
ganz toll Dressur reiten. Sein Spitzname war "Spaghetti" - weiß der Geier,
warum! In den nächsten Jahren ritt ich Shiras so oft es ging. Mit 18 hatte ich natürlich nicht genügend Geld, um ihn zu kaufen. Aber mein Herz hing immer noch sehr an ihm, obwohl ich versuchte, so oft wie möglich auch andere Pferde zu reiten. Keines war so wie Shiras! Ich kaufte sogar einen eigenen Sattel, Zaumzeuge, Halfter und Putzzeug, obwohl mit der Zeit der Wunsch immer kleiner wurde, Shiras oder irgendein anderes Pferd zu kaufen. Je älter ich wurde, desto mehr wurde mir bewußt, wieviel Zeit und Geld so ein Tier kosten würde. Und da ich noch andere Hobbys hatte, wollte ich so viel nicht in ein einziges Hobby investieren. 1996 habe ich schließlich erfahren, daß Shiras verkauft werden sollte. Damals war er bereits 19 Jahre alt und hatte oft Husten, deshalb machte ich mir Sorgen, was aus ihm werden sollte. Ich konnte nicht mehr schlafen und nicht mehr essen, deshalb traf ich eine teure Entscheidung des Herzens: Ich plünderte mein Sparbuch, rechnete mir aus, wieviel Geld ich monatlich aufbringen könnte und setzte mir dies als Limit. Dann kam ich auf den Ponyhof und erkundigte mich nach Preis und laufenden Kosten. Es war alles etwas weniger, als ich befürchtet hatte, also sagte ich, daß ich Shiras kaufen wollte. Doch ich sollte es erst noch einmal eine Woche überschlafen. Diese Woche änderte aber nichts an meinem Entschluß, so daß ich am 22. September 1996 - 11 Jahre nach meinem ersten Ritt auf Shiras - zur stolzen Pferdebesitzerin wurde. Am 1. Februar 1997 kam Shiras in seinen neuen Stall in der Nähe von Aying. Einerseits waren mir die 55 km zum Ammersee zu weit, und andererseits wollte ich, daß Shiras nicht länger in einem Ständer stehen mußte. Außerdem sollte er täglich auf die Koppel kommen, damit er auch Auslauf hatte, wenn ich keine Zeit hatte zu reiten. Da war der neue Stall genau richtig mit seinen Haflingern und netten Reiterinnen. Hier fühlten wir uns wirklich wohl! Die chronische Bronchitis haben wir mit tierärztlicher Hilfe auch in den Griff bekommen. Im zweiten Winter hat Shiras auch ein richtig kuscheliges Winterfell bekommen, so daß er aussah wie ein Teddybär. Die ersten drei Jahre bin ich Shiras noch bis zu drei Mal in der Woche geritten. Dann kamen meine Kinder Farid und Noah zur Welt und ich hatte nicht mehr so viel Zeit für mein geliebtes Pferd. Mit den Reitbeteiligungen hat es leider auch nicht so geklappt, so daß ich ihn mit 22 Jahren endlich in Rente schickte, denn unregelmäßige Bewegung schadet einem alten Pferd mehr, als daß sie nutzt. Shiras genoß die Zeit auf der Koppel. Im Februar 2002 - zu meinem 30. Geburtstag - bekam Shiras fürchterlichen Durchfall. Zunächst dachten wir, es wäre Wurmbefall, doch die Wurmkuren bewirkten nur eine vorübergehende Besserung. Die Tierärztin entnahm Shiras Blut und stellte fest, daß seine Leber aufgrund einer Darmentzündung und dem durcheinander geratenen Stoffwechsel versagte. Sie legte mir nahe, ihn einschläfern zu lassen. Da ich Shiras nicht wochenlang vergebens in eine Tierklinik stecken wollte, entschied ich mich schweren Herzens, ihrem Vorschlag zu folgen. Shiras starb mit seinem Kopf auf meinem Schoß. Er wurde 25 Jahre alt.
Last Update:
|
||||||||||||||||||||
© 1998 -
2024 by Sandra König |
Datenschutzerklärung |
Impressum
|