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Freitag, 19. November 2021 17:59

Warum ging die Impfstoffentwicklung so schnell?

Das ist eigentlich die falsche Fragestellung. Die eigentliche Frage müsste lauten:

Warum geht die Impfstoffentwicklung normalerweise so langsam?

Das hat drei Hauptgründe:

  1. Impfstoffentwickler müssen erst die erforderlichen Gelder einsammeln.
  2. Die Suche nach Probanden ("Versuchskaninchen") ist langwierig.
  3. Die Impfstoffzulassungsprüfung ist langwierig.

Also warum ging es bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes so schnell?

  1. Weil weltweit sehr schnell Forschungsgelder bereitgestellt wurden. In den USA mit der Operation Warp Speed, die EU hat in einer Internationalen Geberkonferenz 7,4 Milliarden Euro hierfür eingesammelt. In Russland gab es den staatlichen Direktinvestmentfonds RDIF und Chinas Hersteller Sinopharm ist sowieso staatlich und witterte internationale Geschäfts- und politische Einflussmöglichkeiten. Dadurch haben innerhalb kurzer Zeit weltweit über 100 Firmen mit der Entwicklung eines Impfstoffes begonnen.

  2. Es haben sich angesichts der Pandemie sehr viele Probanden freiwillig gemeldet, so dass statt den üblichen wenigen Tausend "Versuchskaninchen" sich teilweise über 40.000 zur Verfügung gestellt haben. Es gab hierfür sogar eine extra Datenbank für Deutschland.

    Warum sollte man sich als Testperson zur Verfügung stellen? Nun, es gibt Menschen, die der Modernen Medizin aufgeschlossen gegenüberstehen und grundsätzlich Vertrauen in sie haben. Bei einer klinischen Studie wird man engmaschig überwacht, was das Risiko reduziert. Und man ist vor allen anderen geimpft und damit besser geschützt als der Rest der Bevölkerung.

    Und noch ein Aspekt: Dadurch dass es deutlich mehr Probanden bei der Phase III gab, sind statistisch gesehen die Impfstoffe sogar sicherer als normale Impfstoffe, da seltenere, unerwünschte Nebenwirkungen bereits vor dem Zulassungsverfahren aufgedeckt hätten werden können.

  3. Die Impfstoffzulassungsprüfung wurde aufgrund der Pandemie auf das Rolling-Review-Verfahren umgestellt, d.h. dass mit der Prüfung der Daten parallel zur klinischen Studie begonnen wurde, so dass man nicht warten musste, bis Phase III abgeschlossen ist.

    Dadurch war es möglich, weitestgehend auf Notfallzulassungen verzichten zu können. Es gab aber auch Bedingte Marktzulassungen, bei der die Pharmakonzerne haften. Nicht reguläre Zulassungen wurden auch versucht zu vermeiden, um das Vertrauen in die Impfstoffe nicht zu schmälern. Noch seltenere, unerwünschte Nebenwirkungen werden ohnehin erst in Phase IV festgestellt, wenn der Impfstoff zugelassen und millionenfach in der Bevölkerung verimpft wird.

Fazit

Nur weil die Entwicklung vergleichsweise schnell ging, bedeutet das nicht, dass der Impfstoff unsicherer ist. Im Gegenteil, durch die hohe Anzahl der Probanden waren sie bereits vor Zulassung sicherer, und durch die enorm schnelle milliardenfache Verimpfung innerhalb weniger Monate sind die seltenen Nebenwirkungen wie die Sinusvenentrombose bei Vektorimpfstoffen (weshalb die EU die Verträge mit AstraZeneca nicht verlängert hat) oder die vergleichsweise harmlose, gut behandelbare Herzmuskelentzündung bei mRNA-Impfstoffen nun aufgedeckt. Zu letzterem möchte ich aber darauf hinweisen, dass man das Risiko vielleicht auch minimieren kann, wenn man den Rat befolgt, nach der Impfung keinen Sport zu treiben.

Persönliche Impferfahrung

Ich bin mit "Comirnaty" (Biontech/Pfizer) geimpft. Den nenne ich auch "The Good Stuff", also den "guten Stoff". Nach der ersten Impfung hatte ich einen Tag minimale Schmerzen an der Einstichstelle. Nach der zweiten Impfung war ich einen Tag ziemlich müde, habe bis mittags geschlafen und bin um 20.00 Uhr wieder ins Bett gegangen. Ich hatte mich auch krankgemeldet. Die Schmerzen waren etwas stärker, aber ohne Ibu auszuhalten. Ich hatte auch leichte Nackenschmerzen und Schmerzen in den Lymphknoten, dafür aber keine Kopfschmerzen und kein Fieber. Am zweiten Tag nach der Impfung war alles wieder okay.

Meine unmittelbare Familie hat sich ebenfalls impfen lassen, sobald es möglich war, und hatte ebenfalls keine nennenswerten Impfreaktionen oder -nebenwirkungen.


Linkliste

BR Wissen (26.04.2021): Die Erfolgsgeschichte des Impfens

Heise+ (17.02.2022): Warum es nicht immer so schnell geht wie bei Corona?

RKI: Ständige Impfkommission (STIKO) mit den aktuellen Impfempfehlungen

GSK: Phasen der klinischen Prüfung

New York Times: Coronavirus Vaccine Tracker


Wikipedia - gegen diese Krankheiten wird/wurde bei uns geimpft:

Diphtherie - auch "Würgeengel der Kinder" genannt

Tetanus - Wundstarrkrampf

Keuchhusten - Pertussis

Masern

Poliomyelitis - "Polio", Kinderlähmung und Einsatz der Eisernen Lunge
"Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam"

Pocken

Themen: Corona | Sonnenstrahl
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